Cash-Pooling: So klappt die Liquiditätsbündelung (2024)

Konzerne haben regelmäßig einen hohen Bedarf an Kapital und nutzen das Instrument Cash Pooling. Doch was hat es mit Cash Pooling auf sich? Warum bietet sich diese Form der Liquiditätsbündelung vor allem für Konzerne an? In diesem Artikel erklären wir Ihnen alles Wissenswerte zu diesem Instrument aus dem Controlling.

Cash-Pool und Cash Pooling: Definition

Cash Pooling ist ein Instrument zur Steuerung der Konzernfinanzierung. Im Kern soll ein konzerninterner Liquiditätsausgleich erzielt werden. Hierbei vergeben die Tochtergesellschaften liquide Mittel in Form von Darlehen an die Konzerngesellschaft, die diese Mittel wiederum für alle Gesellschaften zentral verwaltet.

Cash Pooling ist also eine Cash-Management-Strategie, bei der die verschiedenen Bargeldkonten eines Unternehmens in einem „Cash-Pool" oder einem einzigen Konto zusammengefasst und zur Verwaltung der gesamten Bargeldposition des Unternehmens genutzt werden.

Hinweis: Wenn Sie ein Cash-Pooling-System implementieren möchten, dann buchen Sie doch gleich eine Demo, und lassen sich Cash Pooling von Agicap zeigen.

Cash-Pooling: So klappt die Liquiditätsbündelung (1)

Echtes und fiktives (Notional) Cash Pooling

Beim Cash Pooling wird zwischen verschiedenen Varianten unterschieden:

· Echtes Cash Pooling (häufig auch effektives oder physisches Cash Pooling genannt)

· Unechtes Cash Pooling (häufig auch virtuelles, fiktives oder Notional Cash Pooling genannt)

Beim echten Cash Pooling werden tatsächlich die Salden der jeweiligen Unternehmen auf ein Masterkonto transferiert, das wiederum von der Muttergesellschaft zentral verwaltet wird.

Beim unechten Cash Pooling werden die verschiedenen Salden nicht tatsächlich auf ein Konto übertragen, sondern nur fiktiv verrechnet.

Das Prinzip Cash Pooling einfach erklärt

Doch warum sollten Tochtergesellschaften ihre liquiden Mittel an die Konzerngesellschaft vergeben? Das Prinzip ist recht simpel: Häufig ergibt sich in Konzernen eine unterschiedliche Liquiditätssituation bei den verschiedenen Gesellschaften.

Wenn ein Einzelunternehmen Kapital benötigt, so ist meist die Hausbank ein wichtiger Ansprechpartner. Ein Kredit wird aufgenommen, doch dafür entstehen auch entsprechende Finanzierungskosten. Wenn in einem Konzern eine Tochtergesellschaft Kapital benötigt, kann es wesentlich günstiger sein, die Mittel innerhalb des Konzerns zur Verfügung zu stellen. Dies kann die Liquidität insgesamt erheblich verbessern.

Cash Pooling im Konzern

Die Tochterunternehmen eines Konzerns legen beim Cash Pooling ihre liquiden Mittel zusammen und lassen diese durch die Muttergesellschaft verwalten. Zuständig ist also ein zentrales Management. Zielsetzung ist es, die Kapitalbeschaffungskosten insgesamt im Konzern erheblich zu reduzieren. Ein Cash Pooling-Vertrag regelt im Einzelnen, wie die Liquiditätsbündelung erfolgt.

Viele Kreditinstitute bieten für diese Finanzierungsform günstige Konditionen zur Führung eines Masterkontos (auch Master Account genannt) an -- und zwar auch, wenn der Konzern sowohl aus inländischen als auch ausländischen Tochtergesellschaften besteht.

Hier lohnt es sich, mit der Hausbank Kontakt aufzunehmen und sich individuell zu einem möglichen Konzept beraten zu lassen. Doch auch ein Vergleich mit anderen Instituten und möglichen Services sollte hier nicht versäumt werden.

Finanzinstitute: Wie eine Bank Cash Pooling betreibt

Aus Sicht der Banken bietet Cash Pooling mehrere Vorteile und Funktionen im Rahmen des Angebots von Finanzdienstleistungen für Geschäftskund:innen. Erstens ermöglicht es Banken, engere Beziehungen zu Unternehmenskund:innen aufzubauen, indem sie maßgeschneiderte Lösungen für das Liquiditätsmanagement anbieten, die den spezifischen Bedürfnissen großer Unternehmensgruppen entsprechen.

Zweitens generiert Cash Pooling Transaktionsvolumen und stabilisiert die Einlagen, da die beteiligten Unternehmenskonten häufig bei der gleichen Bank geführt werden -- das ermöglicht der Bank, die Einlagenbasis zu stärken und zusätzliche Gebühreneinnahmen durch die Verwaltung dieser Dienstleistungen zu erzielen.

Drittens verbessert es die Möglichkeit der Bank, zusätzliche Finanzdienstleistungen wie Kredite, Investitionsberatung und weitere finanzielle Lösungen zu verkaufen, indem es einen tieferen Einblick in die finanzielle Lage und Bedürfnisse der Kund:innen gibt.

Beispiel: Cash Pooling in Banken

In folgendem Beispiel kann es für den Finanzkonzern überlegenswert sein, Cash Pooling einzusetzen und die Liquiditätssituation insgesamt zu verbessern:

Ein Finanzkonzern besteht aus fünf einzelnen Bank-Gesellschaften. Zum Tag X sehen die eigenen Banksalden wie folgt aus:

· Bank-Gesellschaft A: 2.000.000 Euro

· Bank-Gesellschaft B: - 50.000 Euro

· Bank-Gesellschaft C: 600.000 Euro

· Bank-Gesellschaft D: -30.000 Euro

· Bank-Gesellschaft E: 400.000 Euro

Während also in drei der Bank-Gesellschaften deutliche Überschüsse auf den Bankkonten vorhanden sind, müssten in dieser Situation zwei Bank-Gesellschaften mit negativen Salden hohe Finanzierungskosten in Kauf nehmen. Denn wer sein Konto überzieht, muss hierfür gegenüber dem höheren Kreditinstitut entsprechend Zinsen begleichen. Mit einer Liquiditätsbündelung könnte das vermieden werden.

Die Bank-Gesellschaften A, C und E würden in diesem Beispiel für die Überlassung von Kapital an die Muttergesellschaft Zinsen erhalten, die Bank-Gesellschaften B und D müssten für die Inanspruchnahme von Mitteln Zinszahlungen (die vertraglich geregelt werden) begleichen. Im Gegensatz zu einem Fremddarlehen verbleiben hier die Zinserträge und -aufwendungen innerhalb eines Konzerns.

Cash Pooling bietet Chancen zur Verbesserung der Liquidität

Durch Cash Pooling können viele Vorteile in der Liquiditätssteuerung und -planung genutzt werden. Die bereits erwähnte Einsparung von Fremdkapitalkosten ist ein wesentlicher positiver Effekt.

Doch durch die Bündelung und Konsolidierung der liquiden Mittel erhält das Cash-Management auch zentral einen besseren Überblick. Das Cash Management kann eine Strategie entwickeln, wie die liquiden Mittel angelegt werden könnten.

Eine verbesserte Liquiditätssituation dank Cash Pooling kann wiederum bei der Aufnahme von Fremdkapital zu verbesserten Konditionen bei den Kreditgebern führen.

Wichtig ist: Der Erfolg der Liquiditätsbündelung liegt in einer guten Vorbereitung und Struktur.

Wenn Cash Pooling genutzt wird, heißt das nicht, dass die einzelnen Gesellschaften keine eigene Liquiditätsplanung mehr benötigen. Das Liquiditätsmanagement ist hier weiterhin gefragt!

Risiken beim Cash Pooling

Für Konzerne bieten sich also unter Umständen erhebliche Vorteile, wenn Liquidität gebündelt wird. Doch das Cash Pooling birgt für einen Konzern auch einige Risiken, die es abzuwägen gilt.

Wenn das Monitoring und die Steuerung beim Cash Pooling nicht ausreichend erfolgen, leidet das Liquiditätsmanagement aller Gesellschaften. Hier sollten moderne Tools zum Einsatz kommen, um jederzeit den Überblick zu bewahren.

Für Tochtergesellschaften bedeutet vor allem das echte Cash Pooling, dass sie in gewisser Weise nicht mehr vollkommen wirtschaftlich unabhängig agieren.

Im Falle einer Insolvenz können komplexe Fragen zur Insolvenzmasse entstehen: Inwiefern kann zum Beispiel die Insolvenz einer Gesellschaft und damit verbundene Gläubigeransprüche die Liquiditätssituation der anderen Gesellschaften beeinflussen, wenn bereits Mittel in den Cash-Pool geflossen sind? Ein prominentes Beispiel, das in den Medien thematisiert wurde, ist die Fluggesellschaft Condor. Als die Muttergesellschaft Thomas Cook 2019 Insolvenz anmeldete, geriet auch Condor aufgrund von Cash Pooling in Liquiditätsprobleme.

Weitere Risiken können gerade bei international agierenden Unternehmen in Währungsschwankungen liegen. Eine Herausforderung für das Liquiditätsmanagement liegt in der Frage, wie die liquiden Mittel verwaltet werden. Das kann Chancen und Risiken gleichermaßen mit sich bringen.

Hinweis: Unternehmen sollen sich rechtlich beraten lassen, insbesondere, welche haftungsrechtlichen, steuerlichen oder gar strafrechtlichen Risiken beim Aufsetzen eines Cash-Pools entstehen können.

Cash-Pooling: So klappt die Liquiditätsbündelung (2)

Rolle von Steuerrecht und Bilanzierung beim Cash Pooling

Damit die wirtschaftlichen Vorteile von Cash Pooling tatsächlich ausgeschöpft werden können, müssen zwingend auch steuerliche Besonderheiten beachtet werden. So muss beispielsweise bei den Vertragsbedingungen der Fremdvergleichsgrundsatz beachtet werden. Also die Frage: Hätte ein fremder Dritter oder eine fremde Dritte diesen Konditionen zugestimmt? Wird der Fremdvergleichsgrundsatz nicht beachtet, kann dies vornehmlich erhebliche körperschaftsteuerliche und gewerbesteuerliche Folgen mit sich bringen.

Zu beachten sind außerdem Besonderheiten, wie zum Beispiel:

· Kapitalertragsteuer respektive Quellensteuer bei Zinserträgen

· Dokumentationspflichten

· Zinsschranke nach § 4h EStG

· Fragen der Hinzurechnungsbesteuerung nach dem Außensteuergesetz

Zudem ist bei der Bilanzierung zu unterscheiden, ob es sich um echtes oder unechtes Cash Pooling handelt. Je nach Konzept ergeben sich unterschiedliche bilanzielle Folgen.

Steuerliche und bilanzielle Fragestellungen sind gerade im Zusammenhang mit Konzernen komplex. Hier sind eine gute Vorbereitung und Hilfe durch Berater:innen unersetzlich. Doch auch wenn die steuerliche Komplexität zunächst abschreckend wirken kann: Die Liquiditätsvorteile können so attraktiv sein, dass es sich lohnen kann, einen Cash-Pool sorgfältig und mit Unterstützung externer Berater:innen aufzusetzen.

Die Einlagenrückgewähr beim Cash Pooling

Im Kontext von Cash Pooling kann auch der Begriff „Einlagenrückgewähr" relevant werden, wenn es um die Übertragung von überschüssigem Kapital von Tochtergesellschaften an die Muttergesellschaft oder umgekehrt geht. In einem Cash Pooling-System werden Liquiditätsüberschüsse und -defizite innerhalb einer Unternehmensgruppe ausgeglichen, indem Gelder zwischen den Konten der verbundenen Unternehmen transferiert werden.

Diese Transfers könnten, abhängig von der rechtlichen Struktur und den gesetzlichen Bestimmungen in der jeweiligen Jurisdiktion, als Einlagenrückgewähr betrachtet werden, wenn sie nicht klar als Darlehen oder andere Formen finanzieller Unterstützung gekennzeichnet sind.

In vielen Ländern muss besonders darauf geachtet werden, dass solche internen Transaktionen nicht die Kapitalerhaltungsvorschriften verletzen. Bei der Einlagenrückgewähr im Rahmen von Cash Pooling ist sicherzustellen, dass keine gesetzlichen Bestimmungen verletzt werden, die das Nennkapital oder die Einlagen der Gesellschafter schützen. Unternehmen müssen diese Transaktionen sorgfältig dokumentieren und sicherstellen, dass sie im Einklang mit dem Unternehmensrecht sowie den vereinbarten Kreditlinien und Cash-Pooling-Vereinbarungen stehen.

Mehrere Voraussetzungen für erfolgreiches Cash Pooling

Für die Einführung und effektive Nutzung von Cash Pooling müssen Unternehmen und ihre Bankpartner verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Hier sind die wichtigsten Aspekte:

· Rechtliche Struktur: Unternehmen, die Cash Pooling nutzen möchten, müssen eine klare und geeignete rechtliche Struktur aufweisen. Das schließt die Bildung einer Unternehmensgruppe ein, in der Tochtergesellschaften rechtlich in der Lage sind, ihre liquiden Mittel zentral zu verwalten.

· Bankvereinbarungen: Es müssen spezielle Bankvereinbarungen getroffen werden, die die Details des Cash Pooling-Verfahrens regeln, einschließlich der Teilnahmebedingungen, der Zinsberechnung und der Ausgleichsmechanismen.

· Kontenstruktur: Die Unternehmen müssen eine geeignete Kontenstruktur bei ihrer Bank haben, die es ermöglicht, Mittel zwischen den Konten der verschiedenen Unternehmenseinheiten zu transferieren. Oftmals wird ein Hauptkonto (Masterkonto) eingerichtet, auf das die Guthaben der anderen Konten (Subkonten) übertragen werden.

· IT- und Finanzinfrastruktur: Eine verlässliche IT- und Finanzinfrastruktur ist notwendig, um die Transaktionen und den Kapitalfluss innerhalb des Cash Pools effektiv zu überwachen und zu verwalten. Das beinhaltet oft spezialisierte Cash-Management-Software für das Treasury Management.

· Regulatorische Einhaltung: Die Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihr Cash Pooling-System den lokalen und internationalen Finanzregulierungen entspricht. Dazu gehört die Einhaltung von Steuergesetzen, Bilanzierungsstandards und möglichen Kapitalkontrollen.

· Interne Richtlinien: Unternehmen müssen interne Richtlinien und Verfahren entwickeln, die den Umgang mit dem Cash Pool regeln, um Transparenz und Kontrolle zu gewährleisten.

Cash Pooling: Agreement und Vertrag

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, bildet ein entsprechender Vertrag die bürokratische Basis für das Cash Pooling. Sämtliche Konditionen sind hier eindeutig und transparent geregelt. Dabei müssen beispielsweise folgende Fragen beantwortet werden:

  1. Wer nimmt an dem Cash Pooling teil?

  2. Wie sieht ein Monitoring und Reporting aus? Wie wird ein Frühwarnsystem implementiert?

  3. Welche Zinsvereinbarungen werden getroffen?

  4. Wie können die Gesellschaften über liquide Mittel verfügen?

  5. Welche Sicherheiten werden vereinbart?

  6. Wie wird das Cash Pooling technisch abgewickelt?

  7. Welche haftungsrechtlichen Regelungen werden getroffen?

  8. Welche Kündigungsmöglichkeiten gibt es?

Bei der Vertragsgestaltung ist zu beachten, dass der Fremdvergleichsgrundsatz gewahrt wird. Zudem sollte auch sichergestellt werden, dass die Gesellschaften sich jederzeit zur aktuellen Situation des Cash Pools informieren können.

Fazit: Cash Pooling muss klar geregelt sein

Klar ist: Wer auf Cash Pooling setzt und verschiedene Gesellschaften und Konten bündelt, der kann nicht auf traditionelles Controlling mit manuellen Exceltabellen setzen. Moderne Tools wie Agicap bieten hier die Möglichkeit, auch bei einem Instrument wie Cash Pooling ein Liquiditätsmanagement in Echtzeit zu gewährleisten.

FAQ: Häufige Fragen zum Cash Pooling

Was bedeutet Cash Pooling?

Cash Pooling bezeichnet die zentrale Verwaltung von Barmitteln innerhalb einer Unternehmensgruppe, um Liquidität und Zinsaufwendungen zu optimieren.

Was ist eine Cash Concentrating Buchung?

Eine Cash Concentrating Buchung ist eine Transaktion, bei der Gelder von mehreren Konten auf ein zentrales Konto übertragen werden, um die Liquidität zu optimieren.

Wie funktioniert ein Cash Pool?

In einem Cash Pool werden die Guthaben und Schulden von verbundenen Unternehmenskonten zentralisiert, um Zinsen zu optimieren und die Liquidität effizient zu verwalten.

Was ist fiktives Cash Pooling?

Fiktives Cash Pooling ist eine Methode des Liquiditätsmanagements, bei der die Salden von verschiedenen Konten fiktiv verrechnet werden, ohne dass tatsächliche Geldtransfers stattfinden.

Was ist ein Cash Pool?

Ein Cash Pool ist ein System, in dem die Liquiditätsüberschüsse und -defizite innerhalb einer Unternehmensgruppe durch internen Kapitaltransfer ausgeglichen werden.

Warum wird Cash Pooling eingesetzt?

Cash Pooling wird eingesetzt, um die Zinskosten zu senken und die Liquidität innerhalb einer Unternehmensgruppe effektiver zu verwalten.

Was ist Cash Pooling Light?

Cash Pooling Light ist eine vereinfachte Version des Cash Poolings, bei der die Konten weniger intensiv oder nur teilweise konsolidiert werden, oft ohne vollständigen Kapitalausgleich.

Cash-Pooling: So klappt die Liquiditätsbündelung (3)

Cash-Pooling: So klappt die Liquiditätsbündelung (2024)

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